Angehörige

abhängig kranker Menschen

Partner, Kinder, Kollegen, das gesamte Umfeld.
Nicht nur der abhängig kranke Mensch selbst leidet unter seiner Krankheit, seinem Umfeld geht es meist nicht anders.
Manche wenden sich ab, viele wenden sich dem abhängig Kranken verstärkt zu. Oft werden sie mit ihren Ängsten, ihrem Nicht-verstehen-können, ihrer Hilfsbreitschaft einfach allein gelassen. Das ist schlimm.

Wir sehen manches anders. Zum Beispiel benutzen wir den Begriff "Co-Abhängigkeit" nicht, mit dem Angehörige oft konfrontiert werden.
Zur Erläuterung eine Passage aus unserem neuesten Buch (Karsten Strauß, Tina Franken: "Bis alles zerbricht?")

„co-abhängig“
Bevor Sie vielleicht jetzt gleich zu Tina Frankens Beitrag weiter blättern, möchte ich noch einen Begriff klären, der Angehörigen von abhängig kranken Menschen gerne um die Ohren gehauen wird: Co-Abhängigkeit. Vielleicht ahnen Sie es schon: wir benutzen weder diesen Begriff, noch die dahinter liegende Sichtweise, weil wir sie für eine Unverschämtheit halten, die zudem jeder fachlichen Grundlage entbehrt. Das will ich gern erläutern.
Abhängigkeit, so haben wir gesehen, ist eine schwere chronisch-rezidivierende Erkrankung. Solche Erkrankungen fordern die Umgebung des Erkrankten ohnehin in besonderer Weise. Abhängig Kranke verstehen es regelmäßig, ihre Nächsten in das Krankheitsgeschehen einzubinden. Partner, Kinder, Verwandte und Freunde tun dann alles Menschenmögliche, um die Symptome zu lindern, dem Kranken zu helfen, wo sie nur können. Dabei werden sie oft genug an ihre Grenzen geführt, manchmal auch darüber hinaus, werden verarscht, angelogen, bestohlen, um ihr Mitleid betrogen - und bleiben doch immer nah dran, lassen sich nicht abschrecken, helfen und kümmern sich. Selbstlos, engagiert, jederzeit für den Kranken da. Sie sind ein Vorbild an Mitmenschlichkeit. Sich um andere kümmern, zum anderen halten, ihn nicht fallen lassen, auch wenn es weh tut - das sind Qualitäten, die wir im Alltag allzu oft vermissen.
Krank. Du bist krank. Das bekommt derjenige zu hören, der sich kümmert und den die Krankheit des Partners, des Elternteils, des Verwandten oder Freundes bekümmert. Da hilft einer mal nach bestem Wissen und Gewissen und dann das: krank. Du bist schwer krank, weil du das tust. Denn Abhängigkeit ist eine schwere Erkrankung und also ist Co-Abhängigkeit auch eine, schlägt zumindest in dieselbe Kerbe.
Was erlauben wir uns da eigentlich?
Natürlich macht man Fehler, natürlich ist nicht alles, was auf den ersten Blick gut aussieht, auch gut für den abhängig Kranken. Aber das ist normal, selbst Fachleute irren oft genug angesichts der Abhängigkeitserkrankung und haben gewaltige Schwierigkeiten mit einer adäquaten Therapie - die so genannte Rückfallquote spricht Bände.
Wo bleibt die Wertschätzung für die menschliche Leistung der Helfenden, selbst dann, wenn sie irren? Wo bleibt die Anerkennung und bitte auch die Entlastung, wenn der abhängig Kranke die Grenzen mal wieder krankheitsbedingt überschreitet?
Statt dessen definieren wir den Helfenden selbst als krank. Das ist sachlich falsch und menschlich mies.




Wir sehen es deshalb als wichtig an, dass Angehörige abhängig kranker Menschen in uns einen Ansprechpartner finden.
In Absprache mit dem Klienten erklären wir die Schritte, die wir unternehmen, skizzieren die Entwicklung des Klienten und holen Rückmeldungen ein. So ist gewährleistet, dass Angehörige nicht abseits stehen und nachvollziehen können, was da gerade passiert.
Angehörige haben aber natürlich auch eigene Bedürfnisse und Probleme.

Deshalb bieten wir die Möglichkeit gesonderter Termine an, entweder mit unseren Fachkräften oder in Kooperation mit Externen. Das schließt die Möglichkeit telefonischer Hilfestellungen mit ein.